Hallo Herr Feicht, könnten Sie sich bitte in ein paar Sätzen kurz vorstellen:

Mein Name ist Konstantin Feicht und letztes Jahr machte ich beim KJR Dachau ein FSJ, aktuell arbeite ich bei Creative Change e.V. und ich bin auch im Team der IJB Dachau. In all diesen Bereichen komme ich mit dem Thema Demokratie in Berührung.

Wo und wann haben Sie persönlich das erste Mal bewusst Demokratie erlebt?

In gewisser Weise war mein erster Berührungspunkt mit Demokratie in der Schule bei Klassensprecherwahlen oder bei Entscheidungen für die Klasse (z.B. Ziel einer Klassenfahrt). Bewusster setzte ich mich mit Demokratie auseinander, als wir im Sozialkundeunterricht das Thema Demokratie behandelten. Zu diesem Zeitpunkt fand auch eine Bundestagswahl statt und ich setzte mich zum ersten Mal mit den verschiedenen Parteien und deren Wahlprogrammen auseinander, obwohl ich noch nicht wählen durfte. Damals merkte ich, dass durch Demokratie der Bevölkerung eine Stimme gegeben wird und es auch sinnvoll ist, diese gegebene Möglichkeit zu nutzen. Während meinem Freiwilligendienst beim Kreisjugendring Dachau konnte ich weitere Seiten der Demokratie kennenlernen, da ich zum Beispiel bei mehreren demokratischen Sitzungen und Versammlungen teilnehmen durfte, bei denen ich Entscheidungsfindungsprozesse und Mitbestimmungsmöglichkeiten hautnah erleben durfte.

Was motiviert Sie, sich für mehr demokratische Beteiligung einzusetzen?

Ich arbeite aktuell bei Creative Change, einem gemeinnützigen Verein, der bundesweit an Schulen (Grundschulen bis hin zu Berufsschulen) theaterpädagogische Projektwochen durchführt. Wenn ich sehe, wir sich die teilnehmenden Schüler*innen während den Projekttagen teilweise zum ersten Mal bewusst mit Themen wie Demokratie und Beteiligung auseinandersetzen und begeistert und mit großem Interesse mitmachen und sich einbringen, dann motiviert mich das, mit der Arbeit weiterzumachen. Ich sehe so auch, dass dass Ziel der Arbeit (Demokratiebildung) erreicht wird.

Was bedeutet für Sie Demokratie? Wie definieren Sie Demokratie?

Demokratie im Allgemeinen ist die Herrschaft des Volkes. Für mich bedeutet Demokratie die Möglichkeit, sich an politischen Themen zu beteiligen und mitzubestimmen. Ich würde sagen, das wichtigste in einer Demokratie ist die Gleichberechtigung aller. Dazu ist gegenseitiger Respekt und gegenseitige Toleranz notwendig. Ebenfalls wichtig ist die Erinnerungsarbeit, damit die Demokratie erhalten bleibt.

Welche Ziele verfolgen Sie mit ihrem Freiwilligendienst / Ehrenamt? Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Ich habe  mich sowohl für mein FSJ beim Kreisjugendring Dachau, als auch für mein BFD bei Creative Change e.V. und für meine ehrenamtliche Tätigkeit im Team der IJB Dachau entschieden, da ich sehr gerne mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zusammen-)arbeite. Ich engagiere mich im Team der IJB, da ich der Meinung bin, dass die Zeit des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Grausamkeiten etwas ist, was niemals vergessen werden sollte. Denn nur wenn man sich bewusst ist, was geschehen ist, kann man verhindern, dass es jemals wieder zu so etwas kommen kann. Erinnerungsarbeit trägt zum Erhalt und Schutz der Demokratie bei. Das Ziel der Arbeit von Creative Change ist Demokratiebildung an Schulen. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, sich bereits im jungen Alter mit Demokratie und Beteiligungsprozessen auseinanderzusetzen. Und das wird durch meine Arbeit bei Creative Change ermöglicht.

Haben Sie das Gefühl, etwas bewegen zu können? Woran merken Sie das?

Ziele von Creative Change e.V. sind unter anderem Demokratiebildung, die Förderung von Kindern und Jugendlichen und die Partizipation junger Menschen. Wenn wir Projektwochen an Schulen durchführen und die teilnehmenden Schüler*innen mit Begeisterung und Interesse an dem Programm teilnehmen, ihre ehrliche, eigene Meinung sagen und sich Gedanken machen, wie man Konflikte friedlich lösen kann, dann merke ich, dass diese Ziele erreicht werden. Ich bin davon überzeugt, dass Jugend die Welt bewegen kann. Wenn man ihnen die richtigen Werkzeuge in die Hand gibt, dann hat man bereits etwas bewegt.

Wie wirkt sich Ihr Freiwilligendienst auf unsere Demokratie aus?

Die Zielgruppe meines Freiwilligendienstes sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Dadurch, dass sie sich bereits im jungen Alter mit Demokratie beschäftigen, wirkt sich mein Freiwilligendienst schon auf unsere Demokratie aus. Jugendliche haben ein großes Potential um etwas für Demokratie zu tun. Auch werden die jetzigen Jugendlichen die Politiker*innen von morgen sein. Die Arbeit von Creative Change kann man mir einem Funken vergleichen, der ein Streichholz zum erzünden bringt. Das Programm kann ein Impuls sein, der eventuell bei dem einen oder anderen das Interesse an Politik bzw Demokratie weckt.

Herr K. Feicht mit dem Team von Creative Change

Wie können Freiwilligendienste / Ehrenämter demokratischer gestaltet werden?

Die Freiwilligendienste und Ehrenämter, die ich kenne sind bereits relativ demokratisch. Eine Sache, die mir einfällt, ist, dass manche Personen, die sich freiwillig und/oder ehrenamtlich engagieren, nicht auf gleicher Augenhöhe betrachtet werden, wie Personen, die das gleiche beruflich machen. Dadurch können unnötige Spannungen entstehen, die durch gegenseitigen Respekt, Toleranz und Offenheit vermieden werden kann. Wenn Personen, die sich freiwillig und/oder ehrenamtlich engagieren, mehr zugetraut wird, ist das ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung, einem wichtigen Bestandteil von Demokratie.

Was können Sie anderen (jungen) Menschen, die sich für die Demokratie engagieren möchten mit auf den Weg geben?

Es gibt viele Möglichkeiten, sich für Demokratie zu engagieren. Ein einfacher Weg, um diese Möglichkeiten zu finden und um mit Leuten in Kontakt zu treten, sind politische Veranstaltungen, seien es Podiumsdiskussionen, politische Seminare oder Workshops. Solche Veranstaltungen sind meistens kostenlos und bieten die Möglichkeit, schnell an neue Informationen zu kommen. Dort kann man mit Leuten mit ähnlichen Ansichten in Austausch treten und so Gruppen finden, die sich in der Region mit demokratischem Engagement beschäftigen.

Wie begeistern Sie Menschen für demokratische Werte? Wie fördern Sie Partizipation?

Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Creative Change sind Tugenden, welche man auch als demokratische Werte verstehen kann. Über diese unterhalten wir uns ausführlich mit den teilnehmenden Schülerinnen. Das Theater, das wir anbieten ist partizipatives Theater, das bedeutet, die Schülerinnen dürfen selbst in das Theaterstück einwechseln und eigene Handlungsmöglichkeiten, die sie selbst erarbeitet haben, ausprobieren. So können sie in einer sicheren Atmosphäre ausprobieren, wie sie in verschiedenen Situationen agieren können. Ein wichtiger Teil bei diesen Einwechslungen spielen eben diese Tugenden. Die Schüler*innen überlegen selbst, welche Tugenden ihnen in den jeweiligen Situationen helfen können.

Wenn es ein allgemeines Demokratisches Manifest geben würde, welche drei Punkte sollten unbedingt enthalten sein und was sollte auf keinem Fall drinstehen?

Demokratie an sich ist nichts Selbstverständliches. Man sollte sich jeden Tag aufs Neue bewusst werden, welches kostbare Gut wir mit der Demokratie besitzen. Sie sollte jeden Tag gelebt und gefeiert werden.

Demokratie kann nur auf einem Boden gedeihen, der durch Gleichberechtigung angereichert wurde.

Es ist wichtig Möglichkeiten zur Beteiligung zu schaffen. Denn Demokratie kann am besten gelebt werden, wenn möglichst viele davon profitieren. Und ohne sichtbare Angebote, ist für viele Demokratie nicht greifbar.

Nicht in einem Manifest sehen sollte, dass bestimmte Personengruppen ausgeschlossen werden. Da Demokratie wirklich von allen Personen lebt.

Zusammenfassend: Was ist Ihr Statement zur Demokratie und Partizipation?

Demokratie ist etwas wertvolles und schützenswertes, deswegen darf niemals die Vergangenheit vergessen werden. Sie sollte Kindern so früh wie möglich zugänglich gemacht werden, damit sie sich einbringen können.