Bringt euch ein, ihr sollt doch mutig sein. Demokratie läuft nicht von allein, drum hängt euch in die Politik mit rein!
Hallo Frau Hübner, könnten Sie sich bitte in ein paar Sätzen kurz vorstellen:
Ich heiße Magdalena Hübner, bin im Bundesfreiwilligendienst beim KJR Dachau, Mitglied Dachauer Schüler*büro und Mitglied des Jugendkreistags, und mit nur 18 Jahren habe ich bereits viel Erfahrung in den verschieden politischen Jugendgremien des Landkreises Dachau gemacht. Ich bin begeistert davon mich zu engagieren.
Wo und wann haben Sie persönlich das erste Mal bewusst Demokratie erlebt?
Das erste Mal wurde mir das Fehlen demokratischer Prozesse im Kindergarten bewusst, als immer ausgelost werde, wer spazieren, wer in den Garten und wer drinnen bleiben darf. Immer hatte ich kein Mitspracherecht , sondern allein der Zufall hat entschieden, das hat mich schon damals gestört.
Wirklich bewusst Demokratie erlebt habe ich dann insbesondere durch meine Amt als Vertreterin des Landesschülerrats im Schuljahr 2018/2019. Zwar war ich davor bereits auf Demonstrationen und in anderen Organisationen der politischen Beteiligung, jedoch hatte ich als Jugendliche nie zuvor solch ein Maß an Aufmerksamkeit in Bezug auf politische Fragestellungen erfahren.
Was motiviert Sie, sich für mehr demokratische Beteiligung einzusetzen?
Demokratie lebt von Beteiligung. Demokratie wird nicht perfekt geschaffen, sondern bietet die Möglichkeit stetiger Veränderungen. Folglich ist es die Aufgabe der Bevölkerung, diese Veränderungen durch Einzelschritte und Partizipation voran zu bringen, sich zu beteiligen, Wünsche zu äußern, auch mal "Nein" zu sagen und vor allem auch wählen zu gehen.
Was bedeutet für Sie Demokratie? Wie definieren Sie Demokratie?
Demokratie bedeutet für mich Rücksicht. Rücksicht und Respekt allen anderen Personen, sowie deren Meinungen gegenüber. Demokratie bedeutet aber auch zu partizipieren, eine(n) jede(n) einzuladen sich in der Gesellschaft und ihrer Politik einzubringen.
Demokratie hängt für mich jedoch auch sehr eng an den Menschenrechten, beziehungsweise beruht auf diesen. Folglich dürfte Rassismus, aus meiner Sicht, in einer Demokratie nicht als vertretbare Meinung gelten.
Welche Ziele verfolgen Sie mit ihrem Freiwilligendienst / Ehrenamt? Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Mein Ziel dabei ist es den Landkreis Dachau dabei zu unterstützen Vielfalt noch mehr zu leben und vor allem zu lieben. Ich möchte dadurch Gruppen und Projekte unterstützen, die sich selbst für sexuelle, geschlechtliche, kulturelle, ethnische Vielfalt einsetzen.
Außerdem bietet mir mein Bundesfreiwilligendienst mehrere Optionen der politischen Beteiligung, gleichzeitig aber auch die Chance, diese Option für andere zugänglicher und attraktiver zu machen.
Ganz grundsätzlich kann ich sagen, dass diese Welt noch viel Verbesserungen braucht, um eine ganz und gar gute Welt zu werden. Und mit jedem Schritt, den ich weiter in meinem Freiwilligendienst oder auch in meinem Ehrenamt tue, habe ich das Gefühl mancherlei Verbesserungen ein Stück näher zu kommen.
Haben Sie das Gefühl, etwas bewegen zu können? Woran merken Sie das?
Definitiv habe ich das Gefühl, etwas verändern zu können, allein weil ich, obwohl ich erst seit wenigen Monaten 18 bin, bereits einige Veränderungen, speziell im Landkreis Dachau, aber auch bereits auf Bundes- und Landesebene erreicht habe.
So wurden einzelne Anträge meinerseits durch den Jugendkreistag ermöglicht, aber auch eine kleine Gesetzesänderung zum Thema Online-Theorieunterricht an Fahrschulen in der Corona-Zeit umgesetzt und weitere Projekte zum Thema Nachhaltigkeit oder Antidiskriminierung oder Demokratiearbeit.
Zwar läuft in einer Demokratie meist alles etwas langsamer, doch wenn man sein eigenes Feuer nicht verliert, wird auch kein Flämmlein von Idee in einer Demokratie aufhören zu brennen.
Wie wirkt sich Ihr Freiwilligendienst auf unsere Demokratie aus?
Ich denke, dadurch, dass auch hier verschieden Beteiligungsformate geboten werden, kann man für die nachfolgenden Freiwilligendienstler* auf demokratischen Wege Veränderungen erreichen.
Ansonsten ist es, denke ich, hauptsächlich der Verdienst meiner Einsatzstelle, dem KJR Dachau, dass er so politisch ist, und beispielsweise auch an Schulen Politik bringt. Ich als Einzelperson steuere dabei insbesondere neue Ideen für Veranstaltungen oder neuen Input dazu.
Wie können Freiwilligendienste / Ehrenämter demokratischer gestaltet werden?
Durch demokratischere Arbeitsstrukturen ;)
Weniger: Diese und jene Person ist dein Chef/ dein(e) Hauptverantworliche(r), wende dich an ihn.
Dafür mehr: Wir sind ein Team, wir müssen dieses und jenes Abstimmen, wer übernimmt bei diesem und jenen Projekt dieses mal die Verantwortung?
Was können Sie anderen (jungen) Menschen, die sich für die Demokratie engagieren möchten mit auf den Weg geben?
Bringt euch ein, ihr sollt doch mutig sein. Demokratie läuft nicht von allein, drum hängt euch in die Politik mit rein!
Wie begeistern Sie Menschen für demokratische Werte? Wie fördern Sie Partizipation?
Demokratische Werte sind recht grundlegende Werte und als solche in einem Großteil meiner Generation auch verankert, würde ich so sagen. Somit sind die meisten von haus aus von den demokratischen Werten begeistert.
Partizipation fördere ich durch die Teilnahme am Dachauer Schüler*büro, als auch als Mitglied im Jugendkreistag. Des Weiteren versuche ich aktuelle politische Diskussionen in Freundeskreisen zu Sprache zu bringen und so Aufmerksamkeit und Sensibilität für Politische Geschehnisse zu schaffen.