Das wichtigste Zeil ist, den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, dass diese sich entfalten können, neue Ideen voranbringen können und hinter der eigenen Meinung stehen können, ohne Angst vor Verurteilung.

Hallo Herr Gierlinger, könnten Sie sich bitte in ein paar Sätzen kurz vorstellen:

Ich bin Michael Gierlinger, bin 27 Jahre alt und arbeite in der Personalsachbearbeitung am LMU Klinikum. Ich bin seit fast eineinhalb Jahren in KJR Vorstand und seit über fünfzehn Jahren im Jugendrotkreuz aktiv.

Wo und wann haben Sie persönlich das erste Mal bewusst Demokratie erlebt?

Bereits im jungen Alter bin ich mit Demokratie im Jugendrotkreuz in Kontakt gekommen. Hier werden alle vier Jahre Wahlen für Leitungspositionen durchgeführt. Hierbei lernen selbst die kleinsten Mitglieder den Ablauf von demokratischen Wahlen und die Hintergründe hierfür.

Was bedeutet für Sie Demokratie? Wie definieren Sie Demokratie?

Demokratie bedeutet für mich, dass jedes Mitglied einer Gemeinschaft die selbe Möglichkeit erhält, mit dessen Meinung und Entscheidung Einfluss auf das Ganze nehmen zu können.

Warum gibt es Ihre Organisation? Was sind Ihre Ziele?

Das Jugendrotkreuz ist teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Wir geben Kindern und Jugendlichen den Mut anderen Mitmenschen zu helfen. Unabhängig ob es sich hierbei um einen Notfall handelt oder wir ältere Menschen den Alltag erleichtern und verschönern. Wir lehren die Werte und Grundsätze des Roten Kreuzes und dessen Gründer Henry Dunant.
Stärken das Gemeinschaftsgefühl und helfen den Kindern und Jugendlichen bei Problemen und Konflikten.

Was motiviert junge Menschen, sich bei Ihrer Jugendorganisation zu engagieren? Wie kann man junge Leute für Engagement motivieren?

Vor allem Kinder und Jugendliche, die bereits im jungen Alter wissen anderen Menschen helfen zu wollen z. B. in Form des Rettungsdienstes oder in medizinischen Bereich finden bei uns perfekte Unterstützung. Aber auch die Abwechslung zwischen Lehrreichem Wissen über Erste Hilfe sind viele Mitglieder dabei um Freunde zu finden, eine schöne Zeit zusammen zu verbringen und als Team zu agieren.

Wie leben Sie Ihren Mitgliedern und der Jugend Demokratie vor? Wie sind Sie intern demokratisch strukturiert? Wie können sich Jugendliche beteiligen?

Kinder und Jugendliche können sich aktiv in der Gemeinschaft einbringen. Bei Wahlen können sie sich einbringen und aktiv gestalten, wer an leitenden Stellen beteiligt werden sollen.
Hier ist der Aufbau einer Pyramide sehr anschaulich. Die unterste Ebene wählt Sprecher für eine Ebene weiter oben. Diese wählen wiederum einen Sprecher ihrer Ebene und so weiter. Auch diese Strukturen bringen wir unseren Kindern und Jugendlichen sehr früh bei.

Auch in Gruppenstunden wird oft mit den Kindern zusammen entschieden, welche Spiele oder Entscheidungen getroffen werden. Auch bei den Themen der Gruppenstunden haben die Mitglieder die Möglichkeit mitzuwirken welche Inhalte durch genommen werden.

Außerdem finden normalerweise auch auf Landkreisebene Treffen statt, in welchen entschieden wird welche größeren Events im Kreisverband ausgeführt werden sollen.

Was sind die Herausforderungen mit Beteiligung / Partizipation? Wo sind die Grenzen von Beteiligung / Partizipation?

Aktuell sind die Herausforderungen die Coronapandemie, welche die Durchführung von Gruppenstunden sehr einschränkt.
Auch bei Entscheidungen, die zwingend von Gruppenleitern entschieden werden müssen, kann die Partizipation nicht eingehalten werden.
Wir lassen unsere Kinder und Jugendliche sehr oft mitentscheiden, welche Aktivitäten in der nächsten Zeit statt finden sollen. Dennoch entscheiden letztendlich die Gruppenleiter, welche Events umgesetzt werden können und welche nicht umsetzbar sind.

Auch sind die Beteiligungsmöglichkeiten als "normales" Mitglied begrenzt. Wenn kein bestimmtes Amt ausgeführt wird, um sich gehör zu verschaffen, scheitert oftmals eine Beteiligung an fehlenden Zuhörern.

Wie steht Ihre Organisation zur Herabsenkung des Wahlalters?

Auf der Kreisebene und in meinen eignen Gruppenstunden haben wir zwar das Thema Wahlen behandelt, jedoch selten bis gar nicht.
Ich kann aktuell nur aus meinem Bauch heraus sprechen und ich gehe stark davon aus, das ein solch junger Verband wie das JRK natürlich dafür ist, das Wahlalter zu senken. Unsere Mitglieder sind zwischen 6 und 27 Jahren. Die meisten Mitglieder sind unter 18 Jahren und möchten natürlich gehört werden. Daher setzt sich das JRK auf Landes- sowie Bundesebene für stark für eine Senkung des Wahlalters ein.

Wie begeistern Sie Menschen für demokratische Werte? Wie fördern Sie Partizipation?

Ich gebe jedem die Möglichkeit sich zu beteiligen. Jeder kann seine Meinung gerne zum Ausdruck bringen. Es wird niemand gezwungen mitzumachen. Dennoch möchte ich als Gruppenleiter immer die Möglichkeit erhalten, die Vor- und Nachteile den Kindern aufzuzeigen und welche Folgen gewisse Entscheidungen haben könnten.
Wenn jedem die vorgelegte Aufgaben erklärt wird und verstanden wird ist eine Teilnahme in den meisten Fälle selbstverständlich.

Wenn es ein allgemeines Demokratisches Manifest geben würde, welche drei Punkte sollten unbedingt enthalten sein und was sollte auf keinem Fall drinstehen?

Enthalten:

  • allen die Möglichkeit zu geben ihre Meinung zu äußern und Ideen zu kreieren
  • Durch geheime und demokratische Wahlen das "Volk" entscheiden lassen, welche Ideen zur weiter Verfolgung geeignet sind und welche nicht.
  • ständiger Austausch und Weitergabe der demokratischen Werte

Nicht enthalten:

  • weiß ich aktuell keine Antwort

Zusammenfassend: Was ist Ihr Statement zur Demokratie und Partizipation?

Das wichtigste Zeil ist, den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, dass diese sich entfalten können, neue Ideen voranbringen können und hinter der eigenen Meinung stehen können, ohne Angst vor Verurteilung.