Um es auf den Punkt zu bringen, kann und sollte man bei diesem Thema keinen Punkt finden, da Demokratie und Partizipation sich ständig entwickelnde Prozesse sind.

Hallo Herr Henneberger, könnten Sie sich bitte in ein paar Sätzen kurz vorstellen:

Mein Name ist Wolfgang Henneberger und ich mache einen Bundesfreiwilligendienst im außerschulischen Jugend- und Bildungsbereich des KJR Dachau. Ich interessiere mich sehr für Politik, Geschichte und Jugendarbeit.

Wo und wann haben Sie persönlich das erste Mal bewusst Demokratie erlebt?

Als Stipendiat des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Jahrgangs 2017/18 erfuhr ich bereits in der Vorbereitung auf mein Auslandsjahr in der 10. Klasse intensive politische Bildung. Bei Seminaren in Berlin und auch in Washington D.C. wurde uns Stipendiat:innen die Wichtigkeit von Demokratie, Diplomatie und Partizipation aktiv nahegebracht. Durch Gespräche mit einigen Abgeordneten konnten wir so den politischen Alltag miterleben. Bis auf den Sozialkunde-Unterricht in der Schule, war das das erste Mal für mich Demokratie bewusst und hautnah zu erleben. Diese Zeit mit dem PPP war auch die Geburtsstunde meiner Begeisterung für diese Themen.

Was motiviert Sie, sich für mehr demokratische Beteiligung einzusetzen?

Ich durfte schon einige Erfahrungen sammeln, was demokratische Beteiligung angeht. Durch meinen Bundesfreiwilligendienst beim Kreisjugendring Dachau bekomme ich täglich viele Einblicke in die demokratiefördernde Arbeit im Landkreis Dachau, was unter anderem auch durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau tragend möglich gemacht wird. Mir wurde bewusst, dass demokratische Beteiligung nach dem regelmäßigen Wählen noch lange nicht aufhört. Durch die zahlreichen Initiativen in unserem Landkreis, werden Menschen für demokratische Aktivität, Diskurs und Weltoffenheit begeistert. All diese Möglichkeiten, die für die Menschen in unserer Demokratie geschaffen werden motivieren mich mitzuhelfen und mitzugestalten. Demokratie setzt nun mal Beteiligung voraus.

Was bedeutet für Sie Demokratie? Wie definieren Sie Demokratie?

Für mich bedeutet Demokratie Freiheit und Pflicht. Wir haben die Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen, eigene Meinungen zu haben. Wir haben die Freiheit und die Pflicht mitzugestalten, etwas zu bewirken. Wir haben die Pflicht uns für die Demokratie, unsere Rechte und die der Anderen einzusetzen und wenn nötig auch dafür kämpfen. Denn obwohl viele Menschen, mich eingeschlossen, glücklicherweise nie die Zeiten vor einem demokratischen Deutschland erleben mussten, ist Demokratie keineswegs selbstverständlich in Europa. Das zeigen uns viele Geschehnisse jeden Tag. Darum muss demokratische Beteiligung und der leidenschaftliche Einsatz für unseren wertvollsten politischen Schatz selbstverständlich werden.

Welche Ziele verfolgen Sie mit ihrem Freiwilligendienst / Ehrenamt? Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Ich habe mich für den Bundesfreiwilligendienst beim KJR Dachau entschieden, weil mich politische Projekte und Bildung und die Internationale Jugendbegegnung Dachau begeistern. Natürlich spielten Orientierung und das Sammeln von ersten beruflichen Erfahrungen nach der Schule auch eine große Rolle. Ehrlich gesagt, hätte ich sogar nie erwartet, dass mir beim KJR so viele Möglichkeiten zuteil werden. Bereits die IJB ganz am Anfang meines Freiwilligendienstes hat einiges angestoßen. So entstand, zum Beispiel, durch die wertvollen Kontakte, die ich während der Jugendbegegnung knüpfen konnte, ein recht großes Filmprojekt, welches ich gerade umsetze.

Haben Sie das Gefühl, etwas bewegen zu können? Woran merken Sie das?

Ich habe nicht nur das Gefühl, sondern bin mir ziemlich sicher, dass ich etwas während meines Bundesfreiwilligendienstes bewege. Und genau das macht meine Zeit beim Kreisjugendring Dachau auch so besonders und wichtig für mich. Durch die erfolgreiche Umsetzung von eigenen Projekten, die vielen Einblicke in die verschieden Arbeitsbereiche des KJR und das zunehmende Vertrauen, das mir von meinen Kollegen und Kolleginnen geschenkt wird, merke ich, dass das was ich tue von Wert ist und ich mich weiterentwickle. Mich begeistert, dass ich durch einige unserer Projekte in der Demokratie- und Antidiskriminierungsarbeit, an denen ich maßgeblich beteiligt sein darf, andere Menschen begeistere. Das zeigt mir, dass wir alle, oft auch nur mit wenigen Mitteln etwas für unsere Gesellschaft tun können und das macht einen jungen Erwachsenen wie mich schon ein wenig stolz.

Wie wirkt sich Ihr Freiwilligendienst auf unsere Demokratie aus?

Eben das Gefühl, etwas bewegen zu können, motiviert mich und bestimmt auch viele andere Menschen, die dieses Gefühl während ihres Freiwilligendienstes oder ähnlichem entdecken, das auch in Zukunft zu tun. Ich denke, mein Freiwilligendienst hat schon jetzt einiges auch in der Entwicklung meiner Persönlichkeit angestoßen, das über meine Zeit im BFD hinaus von Wert sein wird. Aktive und sich beteiligende und einsetzende Menschen werden sich auf jeden Fall positiv auf unsere Demokratie auswirken.

Wie können Freiwilligendienste / Ehrenämter demokratischer gestaltet werden?

Freiwilligendienste und Ehrenämter können demokratischer gestaltet werden, wenn sie in der Gesellschaft ernst und für voll genommen werden. Dann würde man Menschen in Ihrem Engagement auch mehr unterstützen und fördern, was hoffentlich viele weitere Menschen für Engagement und Einsatz motivieren wird, was sich wiederum positiv auf unsere Zivilgesellschaft und Demokratie auswirken kann.

Herr W. Henneberger (Quelle: Wolfgang Feik)

Was können Sie anderen (jungen) Menschen, die sich für die Demokratie engagieren möchten mit auf den Weg geben?

Ganz einfach: tut es! Wenn der Wille schon mal da ist, finden sich auch ganz schnell die Wege. Demokratisches Engagement ist immer wertvoll und nötig, egal ob groß oder klein, kurz- oder langfristig. Denn die Demokratie besteht nicht nur aus Parlamenten, Ämtern und Gesetzbüchern, sondern aus jeder Person, die in den Genuss kommt in einer Demokratie zu leben. Und das ist ein Geschenk für das es sich lohnt etwas zu tun.

Wie begeistern Sie Menschen für demokratische Werte? Wie fördern Sie Partizipation?

Der Kreisjugendring Dachau setzt sich jeden Tag für demokratische Werte und Bildung ein. Durch unsere vielen Projekte zur Förderung von Antidiskriminierungsarbeit, Demokratiearbeit, Jugendarbeit und Gedenkarbeit vermitteln wir Jugendlichen und Erwachsenen Werte wie Nächstenliebe, Weltoffenheit, Zivilcourage, Inklusion und viele mehr. Davon darf ich Teil sein und in diesen Bereichen sammle ich fleißig Erfahrungen und Erlebnisse. All das wird sich auf meine Zukunft auswirken und hoffentlich auch auf die Zukunft anderer.

Wenn es ein allgemeines Demokratisches Manifest geben würde, welche drei Punkte sollten unbedingt enthalten sein und was sollte auf keinem Fall drinstehen?

Ich finde es immer wieder erstaunlich, auf was sich alles der erste Paragraph der Straßenverkehrsordnung noch so anwenden lässt: "[...] ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht."
Demokratie setzt Beteiligung voraus. Deswegen muss Partizipation barrierefrei gestaltet und gefördert werden.
Außerdem lebt die Demokratie von Vielfalt; von der Vielfalt der Menschen und ihrer Ansichten.

Zusammenfassend: Was ist Ihr Statement zur Demokratie und Partizipation?

Um es auf den Punkt zu bringen, kann und sollte man bei diesem Thema keinen Punkt finden, da Demokratie und Partizipation sich ständig entwickelnde Prozesse sind.